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ICHHABEIMMERNUREINENGEDANKEN

Der Kunstpreisträger der Stadt Bonn vom Jahr 2000 - Babak Saed - präsentiert sich im Kunstmuseum mit der komplexen Schau "Ein ganz schlimmer Satz"

Von Christina zu Mecklenburg

Babak Saed in einer Installation seiner Ausstellung  Ein ganz schlimmer Satz .Bonn. Unwillkürlich macht man Halt an zwei Museumstüren, wo wie Leuchtreklamen ein Paar Fußmatten Aufmerksamkeit absorbieren. Automatisch verweilt man, und es verhakt sich der Blick des Besuchers angesichts einer nahtlosen Druckbuchstabenserie, die auf der einen Seite zitronengelb auf schwarzem Grund und auf der anderen schwarz auf zitronengelbem Teppichflor aufblitzt.

Babak Saeds Endlossatz ziert die vom General-Anzeiger herausgegebene  Edition des Kunstpreisträgers , die in einer Auflage von 150 Exemplaren erschienen  und in den Zweigstellen des GA sowie im Museum erhältlich ist.

Ähnlich wie beim Anblick jener in Lüften flatternden, im öffentlichen Raum baumelnden oder auf Postkarten fixierten Wortgiganten, die Babak Saed längst über Bonn hinaus in Umlauf gebracht hat, fühlt man sich zurückversetzt in frühe Schulzeiten. Flüchtig erinnert man sich wieder an kindliches Durchbuchstabieren von Worten an der Schultafel.

Genauso besinnt man sich gleich zu Anfang einer Schau mit dem Titel "Ein ganz schlimmer Satz" auf jenes gewisse Gefühl von Genugtuung, den Buchstabendschungel schließlich durchforstet und für sich gewonnen zu haben: "REINIGENSIEGRÜNDLICH", eine Empfehlung, anscheinend zugeschnitten auf obligate, museale Hygiene, entziffert der Besucher auf Bodenmatten, die im wahrsten Sinn Einstieg sind in die konzeptuell orientierte, mit dem Instrument Sprache operierende Arbeitsweise des Kunstpreisträgers der Stadt Bonn von 2000.

Die geradezu kultisch, zeremoniell oder gar sakral anmutende Aufforderung an der Museumstürschwelle bildet gleichsam den Laufsteg zum eigentlichen Brennpunkt der Schau: eine ortsspezifische, begehbare und dem Anschein nach äußerst simple Rauminstallation. Drei Farbfelder, bestückt mit unzähligen Granulatkörnchen (1000 Kilo Quarzsand pro Fläche) formieren drei Farbbahnen, die zwar die drei Farben der deutschen Nationalfahne assoziieren, gleichwohl deren Reihenfolge vertauschen und in der Lesart rot, schwarz, goldgelb präsentieren.

Gewiss streut Saeds Rauminszenierung, einschließlich Inschrift der Bodenmatten, ihre dezenten Anspielungen auf deutsche Geschichte und Politik. Dennoch setzt der 1965 im iranischen Maschhad geborene Konzeptkünstler vielmehr auf die Idee eines Niemands- oder Universallandes, das das Publikum für sich erobern mag.

Das Betreten der Installation aktiviert jenen temporären Prozess der Veränderung, der Auflösung (menschlicher und sozialer) Grenzen und Abgrenzungen, auf den das Konzept des Preisträgers hinauswill. Wie in jedem Lebensraum, den Menschen betreten, hinterlässt im Kunstmuseum der Besucher Spuren seiner eigenen, temporären Performance.

Gleich einer Bodenskulptur versinnbildlicht das durcheinander gewürfelte Raster der Farbbeete den eigentlichen Brennpunkt der konzeptuellen Kunst von Babak Saed: Es ist das Leitmotiv eines Künstlers, den es mit 14 Jahren nach Bonn verschlug, der sich der deutschen Sprache verschreibt, um zu sprechen und die Sprache hinterfragend zu prüfen; um schließlich festzustellen, wie nahe beieinander die Grenzen zwischen fremd und vertraut liegen.

Die komplexe Schau "Ein ganz schlimmer Satz" blendet eine weitere Facette der Thematik ein, die Saed bereits in seinem preisgekrönten Videofilm "Innerer Monolog eines Stotterers" beleuchtet. Protagonist Gregor Mueller demonstriert dort Versagensängste oder Angstblockaden, das voraussehbare Scheitern. Er verschanzt sich hinter dem Satz "ICHHABEIMMERNUREINENGEDANKEN".

Saed verklammert sein Debüt im Kunstmuseum mit einer Performance. Seine persönliche Einführung wird abrupt unterbrochen durch die Geräuschkulisse eines vorbeirauschenden Zuges. Es ist das Motiv der Reise. Eine Geschichte von Peter Bichsel, eindringlich nahegebracht von Oliver Steller, erzählt von einem Eskimo, der zum Transsexuellen wird; weniger um glücklich zu sein, als um in eine andere Haut zu schlüpfen, um sein Gegenüber besser zu begreifen.

Kunstmuseum Bonn; bis 7. Oktober. Di-So 10-18 Uhr, Mi 10-21 Uhr. Katalog 18 Mark

Artikel vom 05.09.2001
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